Wohnflächenbedarf

Der Wohnflächenbedarf pro Person steigt seit Jahren in Deutschland an. Gründe dafür sind der demografische Wandels mit immer mehr Single-Haushalten in allen Altersgruppen, ferner die zunehmende Zahl von getrennt lebenden Familien und Patchwork-Familien sowie der steigende Anteil von Eigentümer-Haushalten mit flächenmäßig wachsenden Wohnbedürfnissen. Wohnte eine Person 2000 durchschnittlich auf 39,5 Quadratmetern, waren es im Jahr 2014 schon 46,5 Quadratmeter.

Daten, Analysen und anschauliche Diagramme hierzu liefert das Bundesamt für Bau-, Raum- und Stadtforschung (BBSR) in der Wohnungsmarktprognose 2030Öffnet sich in einem neuen Fenster sowie das Umweltbundesamt in seiner Rubrik Daten für private Haushalte und KonsumÖffnet sich in einem neuen Fenster. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat im Herbst 2015 eine Studie zum WohnflächenkonsumÖffnet sich in einem neuen Fenster veröffentlicht.

Ansätze zur Begrenzung des Wohnflächenkonsums bieten gemeinschaftliche Wohnprojekte, die durch die gemeinsame Nutzung von Räumen (z.B. Gäste- oder Arbeitszimmer), die individuelle Wohnfläche reduzieren. Auch so genannte „Cluster-Grundrisse“ oder "Cluster-Wohnungen", die kleine separate Wohnungen aufweisen, die sich z.B. um einen gemeinschaftlichen Wohnraum gruppieren, bieten hierzu innovative Ansätze. Bis heute werden im Wohnungsbau jedoch fast ausschliesslich Familienwohnungen erstellt. Realisierte Projekte mit Cluster-Grundrissen zeigen, wie Wohnbauten aussehen könnten, die den Wünschen und Anforderungen unserer heutigen Gesellschaft und der Forderung nach mehr Dichte gerecht werden könnten und gleichzeitig Wohnfläche sparen.

In Hessen befasst sich u.a. die Schader-Stiftung Öffnet sich in einem neuen Fensterin Darmstadt mit diesem Thema. Vorreiter für derartige Cluster-Projekte ist die Schweiz. In Zürich realisierte die Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1 u.a. mit der Siedlung Heizenholz Öffnet sich in einem neuen Fensterneue Wohnformen und Cluster-Grundrisse.

Auch im Zusammenhang mit einer anderen Wohnform, dem temporäre Wohnen, wird das Thema Wohnflächenbedarf diskutiert. Gemeint sind Wohnformen, bei denen für eine begrenzte Zeitspanne Wohnraum meist für nur eine Person benötigt wird, sei es im Rahmen des Studiums, eines zeitlich begrenzten Jobs, sei es für Pendler oder als Übergangslösung. So werden z.B. Apartments, die an Dienstleistungsstrukturen angedockt sind, und flexible Mikrowohnungen in Ballungszentren immer stärker nachgefragt. Ihre Grundrisse sehen in der Regel weniger Fläche, dafür mehr funktionale Ausstattung vor. Aktuelle Beispiele finden sich insbesondere in der Schweiz, aber zunehmend auch in Deutschland. 

Unter dem Menüpunkt "Gute Beispiele"Öffnet sich in einem neuen Fenster finden Sie weitere Praxisbeispiele zum Thema.

Multilokales Wohnen - Leben an mehreren Orten

Die Veränderung der Arbeitsstrukturen beeinflusst auch das Wohnen. Einerseits wird das Arbeiten am privaten Schreibtisch zum Normalfall, andererseits führt die geforderte umfassende Flexibiltät der Arbeitnehmer zu einem Leben an zwei oder mehr Orten, auch temporäres Wohnen stellt eine Möglichkeit dar, diesen Anforderungen zu begegnen. Beides gehört heutzutage für viele Menschen zum Alltag. Kennzeichen des „mehrortigen“ oder „multilokalen“ Wohnens und Lebens sind, dass diese Personen an mindestens zwei Standorten Wohnraum in Anspruch nehmen und die Mobilität einen besonders hohen Stellenwert einnimmt. Am „normalen“ Wohnungsmarkt, insbesondere dem der Ballungsräume mit vielfältigem Arbeitsplatz- und Bildungsangebot, sind diese Nachfrager eine wachsende Gruppe. Unter anderem sind spezialisierte Angebote wie Mikroapartments gefragt, Boarding houses oder Internetplattformen der Wohnraumvermittlung stellen sich zunehmend auf die Wünsche dieser Kunden ein. 

Multilokales Leben mit zwei oder mehr „Stützpunkten“ hat nicht nur Auswirkungen auf das Wohnungsangebot, sondern auch auf das Zusammenleben durch An- und Abwesenheiten in den Familien und Haushalten, auf Nachbarschaften, Freundschaften, auf Vereinsarbeit und Engagement in der politischen Kommune. Da die „Multilokalen“ ihren Alltag an mehreren Orten organisieren, entstehen zusätzliche Bedürfnisse außerhalb der Wohnung: Technische Medien vermitteln soziale Beziehungen und ersetzen oder simulieren Präsenz, Concierge-Dienste und spezielle Dienstleistungsangebote im Quartier sind gefragt. Diese veränderten Lebensstile finden jedoch noch nicht ihre räumlich adäquate Entsprechung auf dem Wohnungsmarkt oder in der Quartiersentwicklung. 

Das Bundesamt für Bau-, Raum- und Stadtforschung (BBSR)Öffnet sich in einem neuen Fenster bietet Informationen zu diesem Thema.

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